Page 33 - Rituale - in Beratung und Therapie
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3. Der Ritualbogen
Im folgenden Teil möchte ich eine Übersicht über den Ritualbogen
geben, wie er sich in der Praxis entfalten könnte. Die lineare Ordnung
verweist auf das Grundmuster eines ansteigenden und wieder
abfallenden Bogens.
Wie bereits ausführlich beschrieben umfasst der Ritualbogen die drei
Phasen von Trennung vom Alltag - Aufhebung der Strukturierung des
Alltags - Rückkehr in den Alltag.
Die „rituelle Energie“ wird gleichmäßig gesteigert bis sie ihren Höhepunkt
im Chaos, in der Grenzerfahrung erreicht. Erst dann wird die
energetische Anspannung gelöst, indem sie auf das eigentliche Ziel des
Rituals gelenkt wird. Dies geschieht in der Regel in einer symbolischen
(magischen) Handlung. Danach wird die Energie langsam wieder in
einem abfallenden Bogen gesenkt; die Rückkehr in den Alltag geschieht,
neue, dem Ritual folgende Alltäglichkeiten können etabliert werden.
Erinnert werden muss an dieser Stelle noch einmal an die Regel, das
Anfang und Ende klar strukturiert sein müssen.
Der Ritualbogen unterscheidet ein inneres von einem äußerem
Ritualgeschehen. Diese Abgrenzung ist begrifflich zu unterscheiden von
der „äußeren Form“ und dem „inneren Raum“ der ich mich thematisch
weiter oben gewidmet habe. Das innere Ritual ist das eigentlich,
sinngebende, veränderte Geschehen welches sich von dem äußeren,
strukturierendem Ritualgeschehen unterscheidet; es ist folglich so etwas
wie das Ritual im Ritual. Es folgt ebenfalls wie das gesamte Ritual der
Dreiteilung; jedoch ist es losgelöst von dem äußeren Ritualgeschehen,
eher als ein „Konzept“ für Veränderungsarbeit zu verstehen.
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