Page 19 - Rituale - in Beratung und Therapie
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umgangsprachlich eventuell sogar als solche bezeichnet, jedoch fehlt es

               ihnen an der sinngebenden Erfahrung des Rituals.




               Kennzeichnend für ein Ritual ist folglich, dass dieses im Gegensatz zu

               habitualisierten Handlungen immer einen symbolischen Charakter hat

               und somit auf die Existenz anderer Dimensionen von Zeit und Raum

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               --auf die Transzendenz— verweist.



               Die Abgrenzung des Rituals vom Gewöhnlichem ist somit nicht einfach

               an   den   äußeren   Umständen   erkennbar,   sondern   explizit   an   der

               sinngebenden Wirkung, welches das Ritual für den Menschen hat. So

               können   folglich   auch   feste   rituelle   Feiern   des   Jahreskreises   zu

               Gewohnheiten werden, denen der individuelle Ritualcharakter fehlt.




               Formalisierte Handlungen, die als Zwang, Enge und Behinderung erlebt

               werden verlieren ihren Ritualcharakter für die betreffende Person oder

               Gruppe.




               In der Literatur werden weitere Abgrenzungskriterien genannt, die auf

               ähnliche Überlegungen abzielen und die ich hier nicht unerwähnt lassen

               möchte.




               Nach Axel Michaels sind fünf Aspekte kennzeichnend, die Rituale von

               Gewohnheiten abgrenzen:           2




                    jedes Ritual steht in Verbindung mit einer Veränderung, da es

                      immer anlässlich einer Art Grenzüberschreitung ausgeführt wird






               11  siehe            Wolberg, Raphaela, a.a.O. Seite 10
               22  siehe            ebenda Seite 10

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