Page 23 - Rituale - in Beratung und Therapie
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2.5.1 die äußere Form
Zur äußeren Form gehören vor allem –wie bereits erwähnt-
Strukturelemente wie die Festlegung von Beginn, Ende und Dauer und
Ort des Rituals. Rituale werden niemals willkürlich und spontan
durchgeführt, sondern immer bewusst und mit Absicht gewählt. Es muss
folglich ein förmlicher Beschluss oder eine Willensbekundung gegeben
sein. In der Regel legt der Klient durch seinen Entschluss für das Ritual
den Beginn der rituellen Handlung fest. Ferner muss der Ort festgelegt
werden, der Ritualraum durch entsprechende Handlungen vorbereitet
werden.
Riten finden typischerweise in einer „eigenen Zeit" und einem „eigenen
Raum" statt; sie stehen gewissermaßen außerhalb der gewöhnlichen
Zeit und des gewöhnlichen Raums.
Die klare Form des Rituals wirkt wie ein Schutz und eine Erlaubnis, die
Kontrolle zu lockern. Besonders bedeutsam erscheint dabei das Element
des Wiederholens und die Verwendung von bereits bekannten
Handlungen, Symbolen und anderen Repräsentationen (Ja-Straße.
Dieser „sichere Rahmen“ vermittelt ein Gefühl der Geborgenheit über
die äußere Form, und insbesondere durch die Wiederholung dieser
Formelemente, entfaltet das Ritual seine stabilisierende und
verbindende, soziale Funktion. Die Wiederholung betont die Kontinuität.
Sie vermittelt das Gefühl der Sicherheit und Verlässlichkeit und hat damit
auch eine stabilisierende, innerpsychische Wirkung. Rituale sind deshalb
ein hervorragendes Mittel, um intensive Emotionen mitsamt ihren
Wirkungen auf Denken und Verhalten unvermerkt in den Alltag
einzuschleusen.
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