Page 24 - Rituale - in Beratung und Therapie
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Hervorzuheben ist ferner, dass Rituale ganz wesentlich aus Handlungen

               bestehen.   Sie   sind   meist   mehr   ein   Tun   als   ein   Reden,   obwohl   es

               natürlich auch sprachbetonte Riten gibt.




               Rituale sind außerdem fast immer mehrdeutig; sie können ganz ähnlich

               wie der Traum, viele Bedeutungen auf sich vereinen.




               Die verwendeten, kognitiven Symbole sind die Bausteine, aus denen

               sich die rituellen Dämme aufbauen. „Die Metapher vom Dammbau gibt

               sogar noch mehr her: In der Regel stammt das Baumaterial zum Ritual

               aus   der   unmittelbaren   Umgebung,   ist   aus   den   Steinbrüchen   der

               umliegenden   kulturellen   Landschaft   gebrochen,   aus   dem   Holz   der

               benachbarten Wälder geschnitzt. Dies ist nicht nur ökonomisch sinnvoll,

               sondern   ebenfalls,   weil   vertrautes   Material   sich   in   die   (mentale)

               „Landschaft" viel besser einfügt als fremdes und deshalb auch leichter

               akzeptiert wird.“
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               Mit   anderen   Worten,   die   symbolisch   gewählten   Baumaterialien   des

               Rituals werden dem gewohnten Alltag entnommen.




               Weiter können die aus der Tranceinduktion gekannten Prinzipien wie das

               Pacen, das Bestätigen, das positive Besetzen des Unbewussten, das

               schrittweise   annähern,   das   verbreiten   von   Zuversicht,   sowie   das

               utilisieren   von   Reaktionen   den   Rapport,   und   damit   den   „sicheren

               Rahmen“   weiter   verstärken;   wie   generell   Rituale   ähnlichen

               Grundprinzipien wie die Trance folgen.






               11            Ciompi, Luc, Symbolische Affektkanalisation – eine therapeutische Grundfunktion von
                                      Ritualen; in Rituale, Hrsg. Welter-Enderlin, Rosemarie; Hildenbrand, Bruno,
                                      Heidelberg 2002, Seite 67



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