Page 16 - Rituale - in Beratung und Therapie
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2.2 Funktion und Wirkweise




               In   der   zuvor   getroffene   Definition   des   Ritualbegriffs,   werden   die

               Funktions- und Wirkweisen des Rituals bereits deutlich. Ein wesentliches

               Wirkelement   von   Ritualen   ist   der   gleichbleibende   Handlungsablauf.

               Durch den formalisierten Ablauf eines Rituals, wird ähnlich wie in der

               Trance-Induktion   eine   „Ja-Straße“   beschritten.   Die   Abläufe   und

               Handlungen   sind   bekannt,   setzen   keine   oder   nur   geringe   Kontrolle

               voraus, vermitteln so ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit.




               Rituale   bedienen   sich   strukturierter   Mittel,   um   die   Bedeutung   einer

               Handlung sichtbar oder nachvollziehbar zu machen oder über deren

               Alltagsbedeutung             hinaus         weisende          Bedeutungs-            oder

               Sinnzusammenhänge   symbolisch   darzustellen   oder   auf   sie   zu

               verweisen.   Indem   Rituale   auf   vorgefertigte   Handlungsabläufe   und

               bekannte   Symbole   zurückgreifen,   vereinfachen   sie   die   Bewältigung

               komplexer lebensweltlicher Aufgaben und vermitteln Orientierung, sie

               erleichtern   die   Kommunikation,   den   Umgang   mit   der   Welt   und   das

               Treffen von Entscheidungen.




               Die immer gleich bleibende Struktur wirkt wie ein Seperator vom Alltag.

               Bereits mit dem Betreten und Bereiten des „Ritualraumes“,  verlassen wir

               die   alltägliche   Welt   und   begeben   uns   in   einen   Bereich   wo   andere

               Symbole   und   Gesetze   gelten;   spürbar   wird   dies   häufig   durch   eine

               Verlangsamung der Zeit, d.h. einem veränderten Zeitempfinden.




               Rituale   zeigen   sich   als   ein   Abbild   des   Alltags,   schränken   jedoch

               Alternativen im Handlungsablauf ein und wirken somit wie Filter. Diese

               Filterwirkung sorgt für ein verstärktes sinnliches Erleben. Dies wiederum





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