Page 44 - Rituale - in Beratung und Therapie
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Nachhinein darüber, das der Weg zu lang und zu beschwerlich gewesen
sei.
Dieser Teil des Rituals ist ein offener Raum, in dem alles sein darf, was
aus der Eingestimmtheit heraus geschieht. Diese Phase enthüllt und
entfaltet die wichtigsten Elemente der persönlichen Themen des Rituals.
In beraterischen bzw. therapeutischen Ritualen kann es sich hier um die
Ausgestaltung einer bestimmten Aufgabe handeln, wobei diese Phase
immer eine große Möglichkeit zum kreativen, persönlichem Ausdruck
und Entfaltung haben sollte (Einbeziehung Kreativitätsteil).
Entfaltung bedeutet jedoch nicht notwendigerweise äußeres Tun oder
gar äußere Intensität. Auch das, was nicht geschieht, ist bedeutsam und
kann als Brücke nach innen dienen. Außerdem kann eine Reihe von
Impulse das Ritualgeschehen in eine Raumerfahrung führen, in die
Erfahrung von Leere, wobei das Nichtsein zur zentralen Erfahrung des
Rituals werden kann.
Im Ritual ist es entscheidend, wie die liminale Phase zum Abschluss
gebracht wird. Je wilder die Kräfte sind, die entfesselt wurden, desto
schwieriger ist es, sie wieder zu beruhigen. Es gilt die erweckten Kräfte
bewusst auf eine transformierende Handlung auszurichten. Der
Abschluss erfolgt somit in der Regel durch einen bewusst,
handlungsbezogenen Übergang in eine neue (stabile) Phase.
Dieser Übergang ist ein bewusst endgültiger Schritt. Etwas wird
abgeschlossen, zurückgelassen, transformiert. Dies kann ein
symbolischer Schritt in den neuen Zustand sein, ein symbolisches
Zerschneiden eines bestehenden Bandes. Ebenso kann sich etwas
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